Kommunikation und Kommunikationstechniken sind essentiell in der Mediation. Die theoretischen Kenntnisse zur Gesprächsführung und der professionelle Einsatz von Kommunikationstechniken gehören zum grundlegenden Handwerkszeug jede:r Mediator:in. Sie unterscheiden unter anderem den:die Professionist:in vom beratenden Freund oder der Freundin. Dabei spielen nonverbales Kommunizieren sowie der Einsatz gezielter Kommunikationstechniken gleichwertige Rollen.
Die in der professionellen Vermittlung, so auch in der Mediation, angewandten Kommunikationsmodelle wurzeln zumeist in der Psychologie und Psychotherapie. Das lässt sich aus den Grundprofessionen vieler Autor:innen in der Fachliteratur sowie aus der Historie schließen und aus der Tatsache, dass eben diese Berufsgruppen, Mediation ab den 1960er Jahren ausgeübt, gefördert und etabliert haben. Hier seien stellvertretend erwähnt die Psychologen, Friedemann Schulz von Thun, Marshall B. Rosenberg, Nina L. Dulabaum, die Psychotherapeut:innen, Paul Watzlawick oder Virginia Satir.
Nina Dulabaum setzt für den passgenauen Einsatz von Kommunikationstechniken und -modellen voraus, dass Mediator:innen bestimmte Haltungen innehaben müssen, wie zum Beispiel:
- Akzeptanz, andere Personen mit ihren Stärken und Schwächen annehmen zu können,
- Anerkennung, im Sinne von die andere Person als Mensch zu respektieren und zu achten – diese Eigenschaft lässt sich auch durch Körpersprache gut zeigen – oder
- Affirmation, damit meint Dulabaum, die Haltung des:der Mediator:in, Aussagen der Parteien zu bestätigen in Form von Paraphrasierungen (Wiedergabe des Inhalts mit anderen Worten, bedeutungsgleich und wertneutral) und Zusammenfassungen und dabei die jeweilige Meinungsfreiheit bestehen zu lassen und Wertschätzung entgegenzubringen.
Nachdem Mediation oftmals erst in bereits eskalierten Konflikten zum Einsatz kommt, ist der:die Mediator:in hinsichtlich seines/ihres eigenen Kommunikationsverhaltens und des zu vermittelnden sehr gefordert. Durch genaues Beobachten und Verbalisieren desselben in Form von Ich-Botschaften und dem gleichzeitigen Ausdruck des Bezuges dieser Handlung auf die Gefühlsebene können laut Marshall Rosenberg in weiterer Folge die dahinterliegenden Bedürfnisse formuliert und eine daraus resultierende Forderung als Wunsch oder Bitte friedvoll eingebracht werden.
Im Gegenzug gilt dieser Ablauf auch für das Annehmen und Hören von Wahrnehmungen, Emotionen und ausgesprochenen Bedürfnissen der Gegenseite.
Der:die Mediator:in hat dazu spezielles theoretisches Wissen und praktische Erfahrungen, um Kommunikation auf eine gewaltfreie Basis mit Vermeidung gegenseitiger Be- und Entwertungen zu bringen und weiterführende, konstruktive Gespräche zu ermöglichen.
Die Komplexität von Kommunikation bringt Paul Watzlawick in seinen 5 Axiomen der menschlichen Kommunikation zum Ausdruck:
- Man kann nicht Nichtkommunizieren!
- Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, wobei Letzterer den Ersteren bestimmt.
- Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung.
- Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler (Inhaltsaspekte) und analoger (Beziehungsaspekte) Modalitäten.
- Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch (gleich stark, spiegelnd) oder komplementär (ergänzend).
Mediator:innen sind gefordert, authentisch, professionell und mit gut gewartetem Handwerkszeug (Methoden und Techniken) zu arbeiten und sich dahingehend laufend selbst zu reflektieren.