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#2: Die Rolle des:der Mediator:in

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Duss-von Werdt (2015) beschäftigt sich im zweiten Teil seines Buches homo mediator ausführlich mit dem Selbstbild des:der Mediator:in.
Ausgehend von der Annahme, dass Menschen, die Mediation praktizieren, auch eine gewisse Affinität zu einer vermittelnden, humanen und friedvollen Lebensanschauung haben, sieht Duss-von Werdt bereits in der Person des:der Mediator:in einen Ausdruck seiner:ihrer Wertehaltung und Ethik.

Diese bringt die Person in jede Lebenssituation, so auch in die Mediation mit. Duss-von Werdt (2015) animiert zum philosophischen Nachdenken über das Selbstbild als Mediator:in in der Überzeugung, dass laut erkenntnisphilosophischen Theorien es kein Denken, Erfahren oder Erkennen ohne Einfluss von bereits gemachten Erfahrung gibt. Denn jede Aussage, egal ob über die eigene Person oder an Andere gerichtet, sagt immer etwas über die aussprechende Person aus. Gleichermaßen verhält es sich beim Hören.
In allem Hören beeinflussen Eigenerfahrungen die Interpretationen des Gehörten.

Duss-von Werdt (2015) empfiehlt daher die Selbstreflexion, das Begeben auf die Metaebene bei gleichzeitigem Verbleib im Kontext, um der Position als Mediator:in als solcher gewahr zu bleiben. Dabei geht es nicht um Selbstbeobachtung, sondern eben um Selbsterkenntnis innerhalb des interkommunikativen Kontextes. Diese stetige Überprüfung der eigenen Manifestationen sieht Duss-von Werdt (2015) als unabdingbar, um mediative Haltungen wie Unparteilichkeit, Freiwilligkeit oder Ergebnisoffenheit auch tatsächlich lebbar zu machen.

Aus Duss-von Werdts „homo mediator“ (2015) geht auch eindeutig hervor, dass Ansätze, Techniken und Methoden in Vermittlungen immer in einem sozio-kulturellen Zusammenhang mit der jeweiligen Zeit Epoche liegen und abhängig davon, Rollendefinitionen, Methoden und Techniken variieren, gleichermaßen wie die jeweiligen Vermittlungsinhalte. Nur wer authentisch und eloquent in seiner Rolle bleiben kann, wird erfolgreich vermitteln und mediieren.

Mediator:innen sind variantenreich wie die Mediationen selbst. So beschreibt wiederum Leo Montada (2017), dass Mediator:innen aufgrund ihrer vielseitigen Herkunftsberufe und Biografien auch heterogene Konflikterfahrungen haben, welche in das jeweilige Mediationsverständnis einfließen. Er betont sogar, dass Mediation nur dann lebendig gehalten werden kann, wenn Offenheit für neue Ideen und Verfahrenstechniken vorhanden bleiben. Die Varianten der Mediation werden von unterschiedlichen Traditionen und unterschiedlichen wissenschaftlichen Quellen genährt, sodass Mediation sich zu einer Interdisziplin mit verschiedensten geprägten Akteur:innen entwickeln kann.